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BOGENHAUSEN


Münchner Nordosten

Nachhaltige Stadtentwicklung im Münchner Nordosten

Das derzeit größte Planungsgebiet Deutschlands liegt im Osten Münchens. Sechs km², eine Fläche, die über zwanzigmal größer als das historische München innerhalb des Altstadtrings ist, werden derzeit überplant. Nun hat die Stadtverwaltung drei Varianten für dieses Gebiet vorgelegt. Für die beiden Naturschutzverbände Landesbund für Vogelschutz (LBV) und BUND Naturschutz (BN) sind alle drei Varianten zu monströs geraten. Sie würden naturnahe Flächen in zu großem Umfang zerstören und keinerlei Rücksicht auf die landschaftliche Eigenart und Schönheit des Münchner Nordostens nehmen. Deshalb verlangen BN und LBV eine vierte Planungsvariante. Diese sollte die Lebensqualität für Neubürger und Alteingesessene in den Vordergrund stellen und den Erhalt naturnaher Flächen sichern. Eine solche naturnahe Variante haben BN und LBV bereits 2014 entwickelt und dem Münchner Planungsreferat vorgestellt (Link zur Stellungnahme). Außerdem fordern die beiden Organisationen, dass eine seriöse Vegetationskartierung zur Vorbereitung der Varianten vorgelegt wird. Das bisherige Gutachten im Auftrag des Planungsreferates wird von den Verbänden als völlig unzureichend und fehlerhaft angesehen. Nach Ansicht des BN muss es auch in Zukunft in München noch ein Naturerleben und landwirtschaftlich genutzte Wiesen und Felder geben. Doch derzeit ist eine echte Landwirtschaft im Gebiet nicht mehr vorgesehen. Völlig perplex waren die Fachleute von BN und LBV, als ihnen in einem Vorgespräch zur Planung sogenannte „temporäre“ Querungen der Daglfinger-, Brodersen- und Johanneskirchener Straße als Lösung für einen schnellen Baubeginn vorgestellt wurden. Die Planer gehen derzeit davon aus, dass der Bahntunnel zwischen Daglfing und Johanneskirchen erst nach 2037 gebaut wird. Die ersten Bewohner sollen jedoch bereits im Jahre 2025 in die neuen Wohnungen um Daglfing einziehen. Ob überhaupt und wann die drei geplanten Brückenbauwerke jemals wieder abgerissen werden, ist höchst fraglich.

Deshalb fordert der BN:

  1. Die Alternativplanung von BN und LBV muss als vierte Variante in den Beteiligungsprozess einfließen, als Grundlage für die spätere Stadtratsentscheidung.
  2. Die Auswirkungen der Planungsvarianten sind ehrlich mit allen Vor- und auch Nachteilen und nicht nur geschönt darzustellen.
  3. Der Hüllgraben muss auf seiner ganzen Länge als natürlicher Bach saniert werden.
  4. Der Abstand zwischen zukünftiger Bebauung und renaturiertem Hüllgraben muss mindestens 50 Meter betragen.
  5. Landwirtschaftliche Nutzung muss auch in Zukunft noch im Münchner Nordosten möglich sein.
  6. Mindestens 10 Prozent des Planungsgebietes muss zu neuem Wald werden.
  7. Die unbebauten Grünflächen müssen als Landschaftsschutzgebiet dauerhaft vor weiterer Bebauung geschützt werden.

Weitere Informationen auf der Webseite der Kresgruppe: https://bn-muenchen.de/themen/stadtplanung/

 


Prinz-Eugen-Park

Alter Baumbestand versus Landschaftsplanung mit geraden Wegen und Sichtachsen

In den letzten Jahren sind im Stadtbezirk Bogenhausen im Neubauquartier Prinz-Eugen-Park ca. 1800 neue Wohnungen entstanden. Die Grünflächen des ehemaligen Kasernengeländes waren durch eine Parklandschaft mit altem Baumbestand geprägt.

Für die Planung der öffentlichen Grünflächen hat das Baureferat ein zweistufiges Vergabeverfahren durchgeführt und fünf Bewerber mit Planungsskizzen beauftragt. Ein siebenköpfiges Gremium wählte daraus den Siegerentwurf aus. Im Januar 2020 stellte das städtische Baureferat Planungen für die Gestaltung der Grünflächen des Prinz Eugen Parks den Bewohner*innen im Rahmen einer Informationsveranstaltung vor. Aus den vorgestellten Plänen war nicht zu erschließen, welche Bäume genau für die Fällung vorgesehen waren. Erst am Rande der Sitzung des Bezirksausschusses Bogenhausen am 10.11.2020 gelang es Anwohner*innen des Prinz-Eugen-Parks, die detaillierten Pläne über die geplanten Baumfällungen einzusehen und zu fotografieren. Die Vermutung, dass viele Bäume gefällt werden sollten, bestätigte sich. Daraufhin haben Anwohner*innen die Bürgerinitiative „Rettung der Altbaumbestände in der grünen Mitte (Prinz-Eugen-Park)“ gegründet und eine digitale Unterschriftenliste ins Leben gerufen.

Die Initiative fragte sich, warum in der ca. 400 Meter langen und 70 Meter breiten „Grünen Mitte“ zwei parallele, gerade Wege mit einem Abstand von weniger als 60 Metern angelegt werden müssen. Im Allgemeinen besteht die Stadt in öffentlichen Grünanlagen auf 2,5 Meter breiten Wegen, die an beiden Seiten von einem halben Meter breiten Grünstreifen begrenzt werden, um die Pflege des Parks auch mit Fahrzeugen zu erleichtern. Die Initiative schlug vor, zum Erhalt von wichtigen alten Bäumen von dieser Grundregel abzuweichen und die Wege teilweise etwas schmaler zu gestalten. Zusätzlich bezweifelte sie, ob es wirklich notwendig wäre, das Gelände rund um einen geplanten Kletterspielplatz auf beiden Seiten abzusenken, was einen Kahlschlag von ca. 20 Bäumen, darunter Eschen, Buchen und Weiden, zur Folge hätte.

Der Ostteil des Parks besteht aus einem ca. 30 Meter breiten dichtbewachsenem Gehölzstreifen, der parallel zur Stradellastraße verläuft. Um den Prinz-Eugen-Park an die älteren Wohnviertel rund um den Fideliopark anzubinden, sind zwei Durchstiche durch das Gehölz geplant. Die Initiative konnte nicht verstehen, wieso ein zusätzlicher Durchstich in der Verlängerung der Hermannstraße notwendig sein sollte, da schon ein Durchstich 70 m südlich in der Verlängerung der Oberonstraße geplant war. Zudem existiert bereits als Verlängerung der Ruth-Drexel-Straße ein Durchstich rund 90 m nördlich.

In kurzer Zeit konnte die Initiative ca. 200 Unterschriften von Unterstützer*innen sammeln und die Liste am 15.12.2020 mit dem Wunsch nach Neudiskussion der Wegeführung und der topografischen Änderungen an Stadtbaurätin Prof. Elisabeth Merk schicken.

Bei einem zweistündigen Ortstermin am 19.01.2021 waren neben der Initiative mehrere Vertreter der Stadt und des Bezirksausschusses Bogenhausen anwesend. Bei dem Termin beharrten die Vertreter der Stadt auf ihrem Planungskonzept der Sichtachsen und geraden Wegeverbindungen. Die Vertreter*innen des Bezirksausschusses betonten noch einmal die Bedeutung der vielen Durchstiche, um den Prinz-Eugen-Park mit den umliegenden Vierteln zu verbinden und eine Öffnung nach außen zu erreichen. Aber sie gestatteten der Initiative einen kleinen Erfolg, indem sie mit der Verschiebung eines Verbindungsweges zwischen der Grünen Mitte und der Biotopentwicklungsfläche die Rettung von drei Bäumen (zwei Ahorn und eine Kirsche) ermöglichte.

Schon am nächsten Tag reisten früh morgens Arbeiter mit schwerem Gerät an und fällten innerhalb eines Tages alle Bäume in der Grünen Mitte. Im ganzen Quartier wurden ca. 80 große Bäume gefällt sowie viele kleinere, die nicht der Baumschutzverordnung unterliegen.

Eine ausführlichere Darstellung der Vorgänge am Prinz-Eugen-Park finden sie hier.

 


Hüllgraben

Am Hüllgraben südlich der A94 plante die Stadt München ein Industriegebiet. Auf dem Areal, zwischen Gleisen und Autobahn gelegen, befanden sich wertvolle Tier- und Pflanzenarten. Wir haben Einwände zur Planung der Stadt abgegeben (pdf-Datei) und den Bau eines Industriegebietes an dieser Stelle als ganzes abgelehnt. Unsere Stellungnahme und das große bürgerschaftliche Engagement haben jedoch zumindest kleine Veränderungen bewirkt: 

  • Die Wendeschleife ist aus der Ahornallee herausgenommen worden und endet (von Osten aus) jetzt kurz davor, um Eingriffe in den Baumbestand zu vermeiden.
  • Im Süden des überplanten Gebietes wurde die Grünfläche nach Norden erweitert, mit einer Festsetzung der Erhaltung von wertvollem Baumbestand (z.B. der alten Pappel).
  • Die Gebäudeplanung wurde etwas reduziert.

Leider konnten wir nicht mehr erreichen.


Ziegelei Deck an der Johanneskirchner Straße

Auf dem Gelände der alten Ziegelei Deck wurde eine Neubausiedlung geplant. Dort standen noch mehrere der alten Trockenstadel sowie das Maschinenhaus und ein Wohn- und Verwaltungsgebäude – alles recht versteckt und verlassen, daneben eine Wiese und ein Acker und viel Buschwerk. Seltene Vögel und Fledermausarten haben hier eine Heimat gefunden.

Unsere Einwände gegen die geplante Bebauung wurden in diesem Fall überhaupt nicht berücksichtigt. Mittlerweile ist das Areal bebaut. Am Rand der neuen Siedlung wurde, wie in der Planung vorgesehen, ein Teil des Baumbestandes belassen. Mit einem Flyer haben wir die neuen Anwohner über die Wertigkeit der übrig gebliebenen Grünfläche informiert.